Exkursion: Die Situation der Durchgängigkeit am Oberrhein, September 2022
Bericht über eine Exkursion im Rahmen des Treffens der Salmon Come Back Koalition am 2. September 2022 in Freiburg.
Die Exkursion führte zunächst nach Breisach am Rhein, zur Anlage Vogelgrun. Die Anlagen Vogelgrun, Fessenheim, Ottmarsheim und Kembs sind identisch im Aufbau.
Daniel Reininger von der Organisation Alsac Nature und Roberto Epple vom European Rivers Network erklärten die Situation der Durchgängigkeit vor Ort.
Beispiel Vogelgrun: Von West nach Ost finden sich jeweils: 1. Eine Wasserkraftanlage im Grand Canal d´Alsace; 2. Eine Schleuse im Grand Canal d´Alsace; 3. Der Altrhein (Tullascher Rhein)
Eine Besonderheit in Vogelgrun ist ein zusätzliches Wasserkraftwerk im Altrhein mit Fischauftiegsanlage (für Fische kaum auffindbar) neben einem Altarm mit Grundwasser sowie das Kulturwehr Kehl auf der deutschen Seite.
Nach dem Mittagessen führte uns die Exkursion parallel zum Grand Canal d´Alsace Richtung Süden zur Wasserkraftanlage Fessenheim und danach zum Wasserkraftwerk Kembs.
Zuletzt besuchten wir die renaturierte Rhein-Insel von Kembs. Von der deutschen Seite aus gelangt man über das Wehr Märkt (Altrhein) auf die Insel. Dort befindet sich ein Kleinwasserkraftwerk mit Fischpässen. Über den Fischpass können die Fische die Anlage stromabwärts (Nordsee) und stromaufwärts (Basel) vom Altrhein aus überwinden. Ein zweiter Fischpass verbindet den Grand Canal d´Alsace mit dem auf der Insel befindlichen Naturreservat „Petite Carmarque Alsacienne“ und dem Petit Rhin. Dieser Pass führt die abwandernden Fische allerdings direkt in das Seengebiet mit Raubfischen und fischfressenden Vögeln.
Situation südlich von Breisach
Die geschichtliche Situation brachte es mit sich, dass der Altrhein und der Grand Canal d’Alsace südlich von Breisach auf 45 km parallel verlaufen. Im Grand Canal d’Alsace gibt es vier Staustufen mit jeweils einer WKA und Schleuse, jedoch ohne Fischaufstiegsanlagen (Vogelgrün, Fessenheim, Ottmarsheim und Kembs). Eine Quervernetzung der einzelnen Teilgewässer Kanal-WKA, Kanal-Schleuse, Altrein-WKA und Altrhein wäre wünschenswert, da Wanderfische dann eine günstigere Option für eine erfolgreiche Suche nach einem Aufstieg hätten.
Die bisherigen Planungen sahen vor, dass bei Vogelgrün ein neuer Fischpass für den Altrhein gebaut werden sollte, damit über den Altrhein die Durchgängigkeit bis Basel erreicht wird. Die Lösungsvorschläge für diese Baumaßnahme sind sehr unterschiedlich, aufwendig und kostenintensiv (ca. 150 Mio Euro).
Neuere Diskussionsvorschläge zielen darauf ab, den Grand Canal d´Alsace durchgängig zu machen. An den Schleusen bzw. an den Wasserkraftwerken ist genügend Platz für den Bau von Aufstiegsanlagen vorhanden. Durch die wesentlich höhere Wassermenge im Grand Canal d´Alsace wären diese Wege für Wanderfische besser auffindbar.
Situation im Bereich der sog. „Schlingenlösung“ – nördlich vom Breisach
Die Altrheinstrecken wurden zwischen 1961 bis 1970 durch Schlingen, also durch schiffbare Umgehungen ersetzt. Dadurch waren in den Schlingen jeweils Staustufen mit Schleusen notwendig geworden. Diese befinden sich bei Strasbourg, Gerstheim, Rhinau und Marckolsheim. Strasbourg und Gerstheim haben seit 2016 bzw. 2019 fertiggestellte Fischaufstiegsanlagen und Möglichkeiten zum Fischmonitoring. Die Bauarbeiten an den Fischaufstiegsanlagen in Rhinau und Marckolsheim haben begonnen. Geplant ist die Fertigstellung 2024 bzw. 2026.
Parallel zu den Schlingen gibt es jeweils im Altrhein Schwellen, die in den nächsten Jahren ebenfalls entfernt werden sollen und somit zumindest Teile des Rheins wieder in ein Fließgewässer verwandeln.
Weiter stromabwärts wurde der Rhein kanalisiert. Die 1974 und 1977 gebauten Kraftwerke Gambsheim und Iffezheim versperren das gesamte Flussbett. Iffezheim und Gambsheim wurden 2000 bzw. 2006 mit Fischpässen und der Möglichkeit zum Monitoring versehen.
Wir möchten uns ganz herzlich bei Roberto Epple, Daniel Reiniger, Jörg Lange und Nik Geiler für die Organisation und Durchführung der Exkursion bedanken.