„Colloque International Des Saumons et des Hommes 3“
European Rivers Network
Vom 19. bis zum 21. Oktober 2023 fand die dritte Tagung „Colloque International Des Saumons et des Hommes“ in Brioude in der Auvergne statt. Hier am Oberlauf der Loire befinden sich die meisten Laichgebiete des Allier-Lachses.
Die letzten zwei Tagungen fanden im Jahr 2003 und 2013. Jetzt, im Jahr 2023, gilt es das Überleben des Lachses zu gewährleisten. Die Anzahl der Rückkehrer ist stark zurückgegangen. Die Situation wird als kritisch angesehen. Ziel der Tagung war es, einen Schulterschluss aller Beteiligten mit einer klaren Position zu erreichen. In den Eröffnungsansprachen wurde betont, welch großes Privileg es sei, diesen besonderen Wanderfisch in den lokalen Gewässern zu haben. Dämme, Wassertemperatur, Kormorane und andere Prädatoren wurden als große Probleme angesehen. Als erste Aufgabe für die nächste Zeit wurden Besatz, Fischaufzucht und eine Bewertung der Situation durch die Politik angesehen, wobei die Wissenschaft die erforderlichen Grunddaten liefern müsse. Auch eine Kormoranstudie wurde seitens der Politik angemahnt. Im Jahr 2024 sollen dann bereits die ersten Entscheidungen auf administrativer Ebene getroffen werden.
Der Präfekt der Region Haute Loire, Her Yvan Cordier, und der Bürgermeister der Stadt Brioude, Herr Jean-Luc Vachelard, eröffneten die Tagung. Ein kurzer Rückblick durch Nicolas Forray über die Aktivitäten an der Loire in den zurückliegenden Jahren und ein neu erstellter Zeichentrickfilm von Paul Pajot, coucou Design, über das Leben der Lachse schloss sich an.
Den Reigen der Vorträge eröffnete Dr. Emma Hatfield vom Sekretariat der NASCO (zugeschaltet aus Edinburgh) mit einer Bestandsentwicklung der Lachse im Nordatlantik.
Bruno Bordeau folgte mit einem Vortrag über die Bemühungen zur Stabilisierung der Bestände in der Loire, Guillaume Barranco und Benoit Dartau referierten über die Genetikuntersuchungen im Gewässereinzugsgebiet der Adour.
Nachmittags referierten:
- Ken Whelan über neue Ergebnisse zu den Lachs – Wanderrouten im Meer,
- Gaёlle Leprévost über die Entwicklungen in der Bretagne,
- Mathieu Buoro über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wanderfische,
- Julien April aus Quebec (zugeschaltet via Zoom) über die Verhaltensunterschiede von nachgezüchteten und wilden Lachsen,
- Thomas Trancard über die Bestandsentwicklung der Prädatoren für Wanderfische im Loire-Einzugsbereich und
- Jörg Schneider über die neuesten Entwicklungen bei den Lachs-Wiederansiedlungsbemühungen im Rhein-Einzugsgebiet.
Am Abend konnten sich die Teilnehmer beim gemeinsamen Dinner im Restaurant „La Crèche“ in La Chomette austauschen und kennenlernen.
Am zweiten Tag referierten:
- Gilles Adam über den Bestandskonflikt zwischen Meeresneunaugen und Wels im Garonne-Dordogne Einzugsbereich,
- Casey Clark und Hadley Couraud über die Maßnahmen zur Erreichung der Durchgängigkeit im Penobscot Fluss in Maine (USA),
- Anders Koed über die Geschichte und Entwicklung des Skjern Lachses in Dänemark,
- Laura Soissons (Entfernung von Querbauwerken in der Selune),
- Sylvain Lecuna und Romain Roy (Änderungen am Staudamm Poutès) und
- Louis Sauvadet (Wirksamkeit von Fischaufstiegshilfen an wichtigen Bauwerken und Beispiele für Korrekturmaßnahmen in Schweden zur Verbesserung der Fischdurchgängigkeit)
Nachmittags diskutierten lokale Interessensgruppen am runden Tisch über eine nachhaltige und von allen getragene Roadmap für die nächsten zehn Jahre, damit die Situation des Lachses im Loire-Allier Einzugsbereich signifikant verbessert werden kann. Zumindest über die Zielrichtung und Vorgehensweise bestand eine große Einigkeit, die hoffentlich auch in der Umsetzung halten wird.
Alle Vorträge können hier nachgelesen werden: https://sosloirevivante.org/colloque-saumon-et-des-hommes/
Während der Tagung wurden von Schülern angefertigte Bilder ausgestellt, die in einem Projekt des SOS Loire Vivante – ERN mit dort ansässigen Schulen in kreativen Workshops entstanden und zur Sensibilisierung zum Thema Lachs und Fluss beitragen sollen.
Am dritten Tag fand eine Exkursion ins Allier-Tal zwischen Brioude und Chanteuges statt.
Zunächst wurde das Maison du Saumon et de la Rivière in Brioude besucht, in dem die in der Allier vorkommenden Arten in Aquarien gehalten werden und die Geschichte des Lachses in dieser Region dargestellt wird.
Danach folgte- nach einer Fahrt durch das Allier Tal – der Besuch des Conservatoire National du Saumon Sauvage in Chanteuges.
Hier finden viele Führungen für Gruppen und Schulklassen statt. Pierre Ribeyre erläuterte, wie er den verschiedenen Besuchsgruppen das Thema Lachs und Gewässer näherbringt. Im Anschluss wurde die Lachszucht besichtig.
Patrick Martin, Director des Conservatoire National du Saumon Sauvage, beschreibt die Situation der Wiederansiedlung wie folgt:
„We have been working for 23 years to save Loire salmon but also for other French and European basins such as the Rhine. I can confirm to you that we have never stopped our main activity of producing salmon for restocking, always with the same concern for quality and transparency. If the number of salmon returning to the river is indeed decreasing in the Allier as you have noticed, we have denounced the support policy that the French State and its Ministry of the Environment have imposed on us for more than 10 years and which led to this situation. The establishment of a ‚refuge‘ zone without any stocking in the upstream part of the basin is a failure and did not lead to the cessation of restocking as your article suggests but to release our fish into the unfavorable downstream areas of the river where hot and polluted where the survival rates are extremely low (7 times lower than what we had when the released was done in the upstream area of the watershed). It is also for more than 10 years due to the lack of involvement of the Ministry of the Environment that we have diversified a small part (25%) of our activity in order to complement the operation of our establishment with international research programs, which allowed us to publish scientific articles in the largest scientific journals such as Nature, to develop expertise with the government of Quebec but also to sell electricity with our photovoltaic panels and fish for certain Michelin-starred restaurants for be able to communicate thanks to the great reputation of the chefs on the necessary protection of Allier salmon. For two years, it is the Haute Loire Fishing Federation which has been pushing the demand for restocking and asking for a change in strategy with much more ambition directly at the highest level with the French Minister of the Environment.“
Die geplante Besichtigung des neuen Staudamms von Poutès konnte aus Sicherheitsgründen leider nicht stattfinden.
Mit der Rückkehr nach Brioude endete die Tagung.
Vielen Dank an Roberto Epple, Corinne Ronot und das Organisationsteam für die informative Veranstaltung, den angenehmen Dinnerabend und die Exkursion bei wunderbarem Wetter.
Fotos: Maria Ackmann, Oktober, 2023